Usability im Wandel: Vom DAU zu echter Menschzentrierung

28.05.2024   Prof. Dr. Simon Nestler

Im Bereich der Menschzentrierung, auch bekannt als Usability und UX, gab es vier zentrale Evolutionsstufen. Diese Stufen lassen sich gut anhand der verwendeten Begrifflichkeiten nachvollziehen. Zunächst begann alles mit den DAUs, einem schrecklichen Begriff, der für "dümmste anzunehmende User" steht. Dieser Begriff wurde stark von Informatik-Nerds geprägt, die sagten, sie hätten ein funktionierendes System entwickelt, aber die Menschen seien zu unfähig, es vernünftig zu nutzen. Daher müssten sie das System so gestalten, dass es auch für weniger versierte Nutzer*innen verständlich sei. Dies war die Geburtsstunde der Benutzer*innenfreundlichkeit, bei der das Ziel war, Systeme so zu gestalten, dass auch weniger erfahrene Nutzer*innen gut damit arbeiten können. Der nächste Schritt war die Normierung und Standardisierung von Usability. Hier wurde der Begriff der Gebrauchstauglichkeit geprägt. Der Einfluss kam stark aus der Ergonomie und den Arbeitswissenschaften, mit dem Ziel, Lösungen zu schaffen, die sich in der Praxis gut bedienen lassen. Wenn etwas nicht gebrauchstauglich ist und für die Menschen nicht funktioniert, ist es grundsätzlich keine Lösung. Danach kam eine Phase, in der Usability und UX als einzigartiges Verkaufsargument (USP) betrachtet wurden. Es wurde erkannt, dass besonders gute Usability und UX ein Vorteil sind. Diese Phase war stark vom Design geprägt und betonte, dass Lösungen geschaffen werden müssen, die einfach zu bedienen sind. Dies war auch das Zeitalter der Nutzer*innenorientierung, in dem verstanden wurde, dass wirtschaftlich erfolgreiche Lösungen stark an den Bedürfnissen der Nutzer*innen anknüpfen. Die vierte und letzte Phase, in der wir uns derzeit befinden, ist die Phase der Menschzentrierung. Hier laufen alle vorherigen Erkenntnisse zusammen. Es geht sowohl um Technologien als auch um Dienstleistungen und Services. Es wird erkannt, dass alle Aspekte stärker an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet werden können. Diese Phase stellt die Frage, in welcher technologisierten Zukunft wir leben wollen und wie das Zusammenspiel zwischen Menschen, Maschinen und künstlicher Intelligenz aussehen soll. Die vierte Phase wird durch die Erkenntnis geprägt, dass gutes Design funktioniert.

Das könnte Sie auch interessieren: