Zwei Jahre später: Was wurde aus der menschzentrierten Digitalisierung?

28.05.2024   Prof. Dr. Simon Nestler

Vor zwei Jahren haben wir das Buch "Menschzentrierte Digitalisierung" geschrieben, um neue Impulse für die öffentliche Verwaltung zu setzen. Unser Ziel war es, mehr auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen und den Fokus darauf zu legen. Der Slogan wurde von vielen aufgenommen und sogar in den Gesetzen tauchte plötzlich auf, dass nicht einfach nur digitalisiert werden soll, sondern dass die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt werden müssen. Ich war begeistert: Das Buch verkaufte sich gut, es gab tolle Kritiken und Bewertungen. Doch nun, zwei Jahre später, merke ich, dass manche zwar das Buch begeistert aufgenommen haben, es aber entweder nicht gelesen oder zumindest nicht verstanden haben. Es scheint, dass die wesentlichen Veränderungen, die die 70 Expertinnen und Experten in unserem Buch angeregt haben, nicht wirklich umgesetzt wurden. Das Besondere an der menschzentrierten Digitalisierung ist nicht, dass wir nach 40 Jahren plötzlich auf die Idee kommen, dass Digitalisierung für Menschen gemacht ist. Digitalisierung ging immer schon um Menschen – von der Lochkarte über das Command Line Interface bis hin zum grafischen User Interface. Das Neue an der menschzentrierten Digitalisierung ist, dass es jetzt Expertinnen und Experten für Menschzentrierung gibt. Diese Expertinnen und Experten müssen in die Entwicklung von Lösungen eingebunden werden. Leider sehe ich, dass dies noch nicht vollständig umgesetzt wird. Zwar gibt es manchmal eine Einbindung der Menschen durch Behörden, aber ich vermisse die Expertinnen und Experten für Menschzentrierung im öffentlichen Sektor. Wo sind sie? Wer sorgt dafür, dass substanzielle Veränderungen vorgenommen werden? Es muss mehr passieren und menschzentrierte Digitalisierung muss viel intensiver gelebt werden.

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